Nein, damit meine ich jetzt nicht unseren „Spielkeller“. Ganz im Gegenteil, ich will heute mal etwas tun, was ich noch nie gemacht habe – eine Rezension über ein Buch schreiben.
Vor ein paar Tagen flatterte eine E-Mail von Alissa Stone in meinen elektronischen Briefkasten. Sie folgt schon seit längerem meinem Blog und wir haben anscheinend recht ähnliche Vorlieben. Die Bitte, mit der sie an mich heran getreten ist, ist bisher einmalig in meiner Funktion als Mensch und Blogautorin: sie fragte mich, ob ich ihren BDSM-Roman, den sie vor kurzem veröffentlicht hat, lesen würde und ihr meine Meinung dazu sagen könnte – weil es sie einfach interessiert, wie ich ihn finde. Ich gebe zu, ich war im ersten Moment völlig geplättet. Ich würde auch so gerne ein richtiges Buch schreiben, aber ich hab dafür keine Zeit und außerdem beherrsche ich das Handwerk um sowas richtig langes zu schreiben denke ich nicht. Ob ich Talent habe oder nicht, darüber habe ich mich schon mit Alissa unterhalten (wann hat man schon mal die Gelegenheit mit einer Autorin die verlegt wurde über das eigene Können oder Nichtkönnen zu sprechen) – sie meinte ja (wie auch manch Anderer mit dem ich schon darüber gesprochen habe), aber wie ich dazu stehe (ziemlich unsicher ob das tatsächlich so ist) wissen auch viele. Egal, schluß mit dem Ausschweifen, es geht hier jetzt ja nicht um mich, aber ihr könnt euch bestimmt vorstellen, dass mir diese Anfrage doch schon sehr geschmeichelt hat und ich natürlich ja gesagt habe.
Also zum Buch: etwas über 400 Seiten dick und ich hatte es mir eigentlich für die Feiertage vorgenommen, da ich wie ihr alle wisst ja nicht so viel Zeit habe und Lesen muss man, so finde ich jedenfalls, in Ruhe. Mein Fehler war, in der Mittagspause am Donnerstag mal kurz „anlesen“ zu wollen. Am Abend war ich dann in zwei Steps auf Seite 110 gelandet und am Freitag Nachmittag durch. Ich konnte einfach nicht aufhören.
Zum Inhalt: die Protagonistin Lydia gerät bei einem ihrer One-Night-Stands an den Falschen und findet sich gegen ihren Willen in einer, ich sag mal nett umschrieben „Sklavinnenschule“, wieder, wo sie an den charismatischen Alex gerät und in die Tiefen von Dominanz und Unterwerfung ab taucht – hin und her gerissen zwischen Abneigung, Widerwillen, Leidenschaft und Hingabe. Mehr möchte ich dazu eigentlich nicht sagen um nicht eventuellen Lesern die Spannung zu nehmen.
Der Schreibstil: ich persönlich mag ihn. Alissa schreibt in der ich Form aus Sicht von Lydia. Die Wortwahl ist abwechslungsreich (ich merke, ich sollte öfters mal ein Synonymwörterbuch zu Rate ziehen) und nicht übertrieben schmutzig. Und wie gesagt, ich konnte nicht aufhören, wollte immer wissen was als nächstes passiert (und ich hoffe Alissa wird mir nicht böse sein, wenn ich vielleicht ein paar ihrer Beschreibungen in meinen eigenen Worten übernehme. Sie sind einfach zu passend).
Allgemein: Ich habe mich, bevor ich die erste Seite aufgeschlagen (bzw. angetippt) habe, mit Alissa ein bisschen unterhalten. Sie hat mir erzählt, dass sie Wert auf – ich zitiere:
einfallsreiches BDSM und größtmögliche Authentizität, trotz SSC-widersprechender Unfreiwilligkeit
gelegt hat. Ja, dem kann ich zustimmen. Mal abgesehen davon, dass sie Entführt und anfänglich alles gegen ihren Willen passiert, habe ich einiges von dem was geschieht auch schon selbst mit Melli oder meinen Doms vor ihr in dieser oder ähnlicher Form erlebt. Es ist von Allem was dabei, ob Zwang, Strafe, Stolz, Überwindung, Unterwerfung, Dominanz und Widerspenstigkeit. Das Buch hat viele meiner Neigungen im Kopfkino wahnsinnig stimuliert. Ich hab mich Gedanklich immer wieder in der Situation von Lydia wiedergefunden und mit ihr „gelitten“ bzw. mir bei den Dingen, die ich noch nicht erlebt habe, ausgemalt, was ich an ihrer Stelle empfinden, wie das wohl sein würde – und verdammt, es hat mich ohne Ende angemacht (und ich habe mehr als einmal auf den blöden KG geschimpft, den ich tragen muss – ich hätte wie Lydia die Strafe fürs selbst befummeln nur zu gerne und ohne Nachdenken in Kauf genommen).
Was ich allerdings nach den ersten 70 Seiten als kurzes Feedback an Alissa zurückgeben musste war, dass mir der Teil von „Ich wurde entführt, mit mir wird gegen meinen Willen so einiges angestellt und ich soll eine gehorsame Sklavin werden“ bis zu Lydias erster Selbstanalyse „Es ist zwar immer noch alles gegen meinen Willen, aber es macht mich doch an und ich will diese Lust (mit Alex) erleben“ zu kurz ist. Sie hätte sich in meinen Augen länger und intensiver gegen all das wehren, bzw. viel verzweifelter sein müssen. Aber ich habe vollstes Verständnis dafür, dass sie es nicht so geschrieben hat. Viele Frauen hätten aufgeschrien, dass das ein frauenfeindliches Buch wäre – Frau wird als Lustobjekt dargestellt, Zwang und Gewalt gegenüber Frauen wird als positiv und erregend (sogar für sie selbst) dargestellt, etc. Das könnte man zwar auch jetzt behaupten (sehen bestimmt auch immer noch einige so), aber ihr gelingt durch diesen recht schnellen teilweisen „Sinneswandel“ so ein bisschen der Spagat – das „gegen den eigenen Willen“ tritt ein wenig mehr in den Hintergrund, wird ersetzt durch ein „will nicht“, was gepaart mit äußerem Zwang der aber doch irgendwo wieder gewollt ist, zu einem „will doch, darf nicht sein, gebs nicht zu, aber ist total erregend“ mutiert. Etwas, was ich nur auch zu gut selber kenne. Dieser Zwiespalt in den – und der Gegensatz der Gefühle ist es auch, der mich über alle Maßen erregt. Wollen, nicht wollen, hassen und genießen, dagegen auflehnen und zulassen, Stolz, Unterwerfung, Zwang und Freiwilligkeit – alles prallt gleichzeitig aufeinander und die Welt um dich herum explodiert in einem bunten Regen aus den unterschiedlichsten Empfindungen die doch alle auf eines hinauslaufen – die Lust und die Erregung.
Fazit: Ich fand das Buch einfach schön (und sehr sehr erregend – ja, Alissa, wir haben definitiv ähnliche Vorlieben denn ich denke du schreibst über Dinge die du magst und nicht über welche die du nicht magst) zu lesen und ich glaube vielen weibliches-hetero-Subs (ihr wisst ja, dass ich Männern – jetzt zumindest noch in der Fantasie – nicht abgeneigt bin) könnte das genauso ergehen – aber ich denke auch allen anderen BDSM Zugeneigten werden ihren Spaß damit haben. Ich konnte es nicht wirklich aus der Hand legen, hab mir sogar so ne deutsche Stimme runtergeladen um mir bei den zwei Autofahrten, die ich heute zu erledigen hatte, etwas holprig vorlesen zu lassen – besser so, als nicht zu erfahren wie es weiter geht. Ich habe jetzt, nach dem ich durch bin, Melli das Buch aufs iPad geladen und dieses unauffällig auf ihren Nachttisch gelegt und hoffe, dass sie es genauso verschlingt wie ich – nicht ganz uneigennützig. Vielleicht darf ich ja das ein oder andere von dem, was ich noch nicht kenne oder erlebt habe, selbst erleben (so komisch es klingt, ich möchte unbedingt eine Nacht auf dem Flur verbringen *g*).
Wen ich jetzt auch interessieren konnte, das Buch „Im Zentrum der Lust“ gibts bei Amazon für 9,90 €.
Und natürlich fehlt noch der Link zu Lovelybooks und der angeschlossenen Leserunde
Wie finde ich den Titel bei Amazon?
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Einfach nach Alissa Stone Googeln – da ist dann auch gleich der Link zu Amazon.
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Oder dem hier folgen: http://www.amazon.de/Alissa-Stone/e/B00MV3ICFY
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Merci! Got it!
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Ich freu mich total über deinen Artikel und genauso freut es mich, dass dir mein Roman so gut gefallen hat. 😀
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Du hast mich mit dem Buch in einen Bann gezogen und ich musste meiner Begeisterung einfach Ausdruck verleihen – und daraus ist dieser Artikel geworden. Und wie gesagt, ich fühle mich sehr geehrt, dass du mich um meine Meinung gebeten hast.
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Vielen Dank, ich habe auch gerade etwas gelesen und mir dazu überlegt eine Rezesion oder ein Feedback zu schreiben. Derartige Bücher teilt man ja auch nicht jeden Tag mit anderen Menschen, also dankeschön 🙂
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Bitteschön und ja, ich fände es toll, wenn du das auch machst. Ich würde mich über so einen Beitrag bei euch sehr freuen.
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Geiler Review! Und schon fies, einen erotischen Text zu lesen und es sich dabei nicht selbst machen zu können. Aber sag mal: Du trägst doch „nur“ einen Keuschheitsgürtel, wie sieht es denn dann mit deinen Nippeln aus? Stimulierst du dich dort? Viele Frauen sind an den Brüsten ja auch sehr erregbar, machne können so sogar zum Orgasmus kommen. Wie ist es bei dir?
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Dankeschön und ja, das ist ganz schon fies!!!
Was meine Nippel an geht, ja, das geht – meine sind sehr empfindlich (angenehm und erregend) und ich kann auch rein mit einer Stimulation der Nippel kommen. Aber das klappt nicht immer und außerdem ist es viel schöner, wenn ich sie nicht selbst verwöhne sondern Melli das macht.
Und ob ich es mir heimlich so selber mache kann ich dir leider nicht verraten. 😉
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Nachdem ich Karis Rezension zu „Im Zentrum der Lust“ gelsen habe, bestellte ich mir das Buch.
UND VERSCHLANG ES!
Alissa, ein ganz großes Kompliment an Dich.
Über 20 Romane zu den verschiedensten Themen liegen hier. Alle angelesen und weggelegt. Alissa, Du hast es geschafft, dass ich einen 400 Seiten Roman binnen 4 Abenden las. Meinen ersten Roman seit Jahren.
Das Buch ist sprachlich schön, seeeehr erregend und spannend geschrieben.
Lydia, die Protagonistin, gerät in manch erzwungene Situation und erfährt teils erhebliche Restriktionen. Das kann jemandem, der sich neu mit der Thematik BDSM beschäftigt, evtl. fordern. Zugleich macht es das Buch interessant.
Eines ist dieses Buch nicht: Frauenfeindlich.
Es ist vielmehr eine Liebeserklärung an die Frau und ihre Freiheit.
Zwang, Erniedrigungen, Strafen und zugleich Freiheit genießen?
Wer den Zusammenhang nicht versteht, sollte das Buch lesen.
Eine klare Kaufempfehlung!
Sunny
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