Ich habe gerade die schon etwas älteren Werke „Machtspiele“ und „Hingabe“ (die es mittlerweile nicht mehr als einzelne eBooks gibt, sondern die unter „Gebunden“ zusammengefasst wurden) von T.S. Bordeme (Tomasz und Sonja) gelesen… also gehört. Es handelt sich um insgesamt sechs Kurzgeschichten, natürlich im BDSM Umfeld. Wie immer finde ich die ersten Seiten in einem neuen Buch schwierig. Man hat gerade eine andere Geschichte abgeschlossen, hat sich an den Satzbau und die Wortwahl eines oder einer Autorin gewöhnt und dann kommt da was völlig Anderes und Neues.
Ich bin also auf meinem Spaziergang in die erste der Geschichten aus „Machtspiele“ gestolpert: „LEGO“. Aus der Sicht eines Mannes und Doms… völlig ungewohnt. Ein Blick in die Gedanken des anderen Geschlechts. Die ersten Momente waren komisch – wie gesagt, über Stunden den Schreibstil eines anderen Autors gehört und dann völlige Umgewöhnung – doch der Moment hielt nur kurz an und dann lag ich vor Lachen schon fast das erste Mal im Graben (nur kurz zur Erläuterung, da meine Lektorin – wie vermutlich du auch, lieber Leser – über das „im Graben“ gestolpert ist („lag vor Lachen auf dem Boden, oder?“) – nein, ich meine das tatsächlich wortwörtlich – ich habe so gelacht, dass ich nicht mehr darauf geachtet habe wo ich lang laufe und wäre fast in einen Graben am Wegesrand gestürzt! ;-)). Nicht nur, dass meine Vorlesedame ganz enorme Probleme mit dem Wort „klingonisches Raumschiff“ (1712 Legosteine) hatte – was aus dem Kontext gerissen irgendwie auch so gar nicht in eine BDSM Kurzgeschichte passen mag (ihr müsst sie schon lesen um herauszufinden, warum es seine überaus wichtige Daseinsberechtigung hat) – nein, ich habe mich spontan in den Schreibstil, die Wortwahl so wie die aufmüpfige Sub und ihre einfach geniale „wie reize ich meinen Dom am besten“ Idee verliebt. Sie hat den gleichen Schelm im Nacken sitzen, wie ich. Aber noch schöner als das, waren die Gedanken des Doms. Ich habe öfters laut lachen und eigentlich fast immer über diese Beschreibungen, die Gedanken des Dom – die ihn einfach nur süß erscheinen lassen und man ihn am liebsten gleich mal durchknuddeln würde – sowie die Dinge, die nicht so laufen, wie sie laufen sollten, schmunzeln müssen. Man merkt beim Lesen, wie viel Spaß es dem Autor (ich gehe mal davon aus, dass es Tomasz war) gemacht haben muss, diese Geschichte zu schreiben. Es ist jetzt keine Geschichte, die mich sexuell erregt hat – so viel Sex kommt da jetzt auch wirklich nicht drinnen vor -, aber sie ist eine wundervolle Anekdote aus dem Leben eines 24/7 DS Pärchens.
Mit „Aufklärung“ verhält es sich kaum anders. Hier tritt der Sex völlig in den Hintergrund. Wie der Autor (Sonja?) selbst beschreibt, handelt es sich um eine Dorfposse. Nach den ersten paar Sätzen ist man geneigt einfach nur ein „Oh nein!!!“ herauszuschreien, verfällt dann erneut wie beim „LEGO“ in ein Dauerschmunzeln, leidet irgendwann mit der Protagonistin (möchte sich gar nicht vorstellen, wenn das einem selbst passieren würde), um dann schließlich gebannt auf die Auflösung der ganzen Situation zu warten. Mehr möchte ich hierzu auch nicht verraten, außer, dass ich diese Kurzgeschichte auf einer Autofahrt gehört habe – und ich bin noch zehn Minuten auf dem Parkplatz im Auto sitzen geblieben, damit ich nicht, ohne die Auflösung zu kennen, ins Meeting musste.
Die dritte Story im Bunde – „Ein Fernsehabend“ – sagt glaube ich schon alles aus – da kann ich auch eigentlich nicht viel zu schreiben, außer, dass es sich um eine, in eigentlich nur einem Punkt abweichende sehr kurze Erzählung (ich hab nun mal eine Domme und keinen Dom), über einen Fernsehabend (bei uns Fußball) im Hause S. handeln könnte. Der hat eigentlich nahezu immer den auch in dieser Kurzgeschichte beschriebenen Ablauf. 😉
Der Schreibstil bricht hierbei allerdings voll aus dem Standard aus. Erfrischend anders.
Nachdem das erste Buch aus war, habe ich dann auch gleich zum Zweiten, was mir vor lag, gewechselt. In „Bazar“ sehen wir Leser durch die Augen einer Europäerin, die sich in einen Araber verliebt, von ihm freiwillig „versklavt“ wird und letztendlich irgendwo im Orient auf dem Sklavenmarkt landet. Immer wieder eingeworfen erfährt man, wie es soweit kommen konnte. Auch wenn ich persönlich bei der „Sklaverei“ ja mehr auf den Zwang-Anteil (ein bisschen unfreiwillig) stehe und gerade den Kampf mag, hat mir diese Kurzgeschichte trotzdem gefallen, auch wenn dieser Part hier so überhaupt nicht vorkommt, sondern die Hauptfigur alles wirklich freiwillig „erleidet“. Aber gerade diese ganze Situation „Sklavenmarkt“ fand ich doch sehr heiß (und werde mich bemühen heute Nacht diese Szene in einem ebenso heißen Traum nachzuträumen). Und trotz meiner sonst so guten Nase für das Ende wurde ich da noch mal überrascht. Mag vielleicht auch daran liegen, dass ich beim Vorlesen lassen nicht sehe, wie viele Seiten es noch bis zum Ende sind und ich so nicht abschätzen kann, ob da noch viel Story kommt, oder sie gleich rum ist.
„Selena“, Geschichte Nummer zwei, fand ich ein bisschen… ich weiß nicht genau, wie ich es ausdrücken soll… das Ende hat mich ein wenig wütend zurück gelassen. Ich hasse offene Enden noch dazu… aber mehr darf ich hier nicht verraten. Also unpräzise. Ich finde das Ende macht ein wenig nachdenklich und alle meine noch nicht benutzten mütterlichen Schutzinstinkte (auch wenn die Protagonistin wohl älter ist als ich) sind angesprungen. Ich wollte in das Buch rein und irgendwie helfen, beschützen.
Mit „Lesesaal“ wurde ich völlig überrascht. Die Geschichte kommt ein bisschen wie eine Unvollendete – man möchte wissen, wie es nach den wenigen Seiten, die eine tolle Einleitung für eine bestimmt ebenso tolle Geschichte sein könnten, weitergeht. Kein Sex, keine Schläge, kein BDSM – eigentlich geht es nur um Vertrauen – und das super schön an den Leser gebracht. Ich muss gestehen, dass ich die entscheidende Situation der Erzählung in den letzten Tagen auch selber als einen möglichen (würde ich sofort machen) Beweises meines Vertrauens zu Melli benutzt habe.
Fazit: Sehr schöne Kurzgeschichten, manchmal ein bisschen zum Nachdenken, manchmal erregend, manchmal humorvoll und witzig – eine tolle Mischung.
Ich weiß jetzt ziemlich genau nach der Korrekturmail von S. (meiner guten Fee für fehlende Kommata und sonstige Rechtschreibfehler), dieser Beitrag hat 8 Absätze – und ich blöde Vollpfostin habe Tomasz noch, nach dem er die Vorabversion von mir zu lesen bekommen hat (damit er weiß, auf was er sich einstellen kann) noch geschrieben, ich zitiere aus meiner Mail: „Dann geht die Rezi jetzt noch mal an meine Lektorin – nicht bevor ich Absatznummerierungen hinzugefügt habe… in dem Durcheinander heute morgen habe ich nämlich diese bei der letzten Rezi schon wieder vergessen… und ich hasse doch das Tatzengeben… und jetzt gleich zwei mal hintereinander.“
Erste. 😉
Sehr schöne Rezi, und ja die Lego geschichte klingt wirklich nett.
ich wünsche deinen Händen eine gute Besserung,
bis bald
Rabenhexe
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*lach* – ich hab extra für Dich mal am frühen Abend veröffentlicht.
Ich muss zugeben, die Rezi hatte ich schon vor knapp zwei Wochen fertig. Allerdings wollte ich nicht zwei Buchbesprechungen direkt hintereinander veröffentlichen. Aber auch wenn meine Hände mittlerweile genesen sind – herzlichen Dank für die Besserungswünsche 😉
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Ich verbeuge mich huldvoll für das zuvorkommende Veröffentlichung.
Nun das der Text zwei Wochen alt ist sieht man ja nicht *grübel*
oder ? *Lupe hervor hol*
Hochachtungsvoll
Rabenhexe
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*ggggg* Nein, das kann man nun wirklich nicht erkennen…. 😉
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Wundervoll geschrieben. Danke schön. 🙂
Wenn ich irgendwann in zigtausend Jahren mal endlich einen Ebook-Reader besitzen darf *grmpf* dann werde ich das hoffentlich nicht vergessen haben, mir zu holen!
Wie lange brauchen Tatzen zum Verheilen und werden sie auf oder in die Hand verteilt?
liebe Grüsse
kitty
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Hallo Kitty
Ich will nicht zum ungehorsam aufrufen,
aber es gibt Software die Ebooks auch auf PC Systemen darstellen können.
bis bald
Rabenhexe
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Ich sollte erst alle Kommentare lesen, bevor ich auf Einzelne antworte…. oder sie nicht im Reader sondern in der Seite beantworten, dann sieht man gleich, ob schon jemand geantwortet hat… *gggg*
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War das eine Erklärung für die zwei Kommentare von mir die du noch nicht komentiert hast? Wobei ich eigentlich vor allem auf eine Antwort auf der FAQ Seite warte.
bis bald
Rabenhexe
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Nein, das war auf deinen Tipp für Kitty mit dem eBook Reader auf dem PC gedacht, den ich dann auch noch mal gegeben habe. Die anderen zwei Kommentare sind mir aber auch vorhin aufgefallen, also dass ich die noch nicht beantwortet habe. Das kommt entweder gleich noch oder morgen. 🙂
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Hallo Rabenhexe,
vielen lieben Dank für den Tip. 🙂
Allerdings hat es in diesem Fall nichts mit Gehorsam zu tun, sondern dass wir gerade keinen kaufen können. Und auf dem PC zu lesen würde mir nicht so viel Spass machen, weil ich dann wieder aufpassen müsste wegen der Kinder bzw. abhängig wäre, wohin ich den Laptop schleppe etc.
Trotzdem ganz lieben Dank nochmal. 🙂
liebe Grüsse
kitty
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Es gibt auch Programme für Mac und PC. Ich hab auch keinen eBook-Reader. 🙂
Tatzen gibt es in die Hand – grundsätzlich geht wohl auch drauf, aber das soll noch viel übler sein und vor allem die Gefahr von richtigen Verletzungen beinhalten.
So wie Melli mir die Tatzen gibt, sind einzelne Spuren schon noch nach ein, zwei Tagen sichtbar – der große Rest verblasst aber irgendwann dazwischen. Sie schlägt allerdings auch mit unterschiedlicher Härte – ein oder zwei sind hart, der Rest schwächer.
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Ich glaube ja, dass Du die Tatzen innerlich liebst, sonst würdest Du nicht so oft die Nummern vergessen 😉
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Das stimmt definitiv nicht! Ich darf bestimmte Dinge nicht zwischendurch machen, das ist mein Problem – dann vergesse ich nämlich ab und zu Wichtiges!
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EBook-Reader ist mein Traum zur Zeit.
Stimmt, innen ist mehr Fleisch und die Knochen sind geschützter, oder?
Heisst das, du hast dann blaue Flecken??
*neugier*
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Davon gehe ich aus. Oben hast du ja die ganzen Knöchel sozusagen „frei liegen“.
Und ja, da ist dann auch mal ein kleiner blauer Fleck.
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Ui. 🙂 Klingt doch nach Aua…
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in ca 2 Wochen wird es genau dieses E-Book endlich auch als Taschenbuch geben.
Eine Ausrede weniger Kittygirly 😉
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Echt? Ui, klasse. 🙂 *habenwill*
Woooobeeeeeiiii… bei solchen Büchern muss man immer seeeehr gut vor Kinderaugen verstecken. *smile*
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Danke für diese super-coole Besprechung. Wir freuen uns immer noch wie ein Schneekönige, wenn jemand unsere Geschichten lobt.
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Ich glaube, dass hört auch nie auf, dass man sich freut. 🙂
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Yuo
Hier ist allerdings besonders schön, dass …
… Man macht sich Gedanken beim Schreiben, wie man sich wünscht dass die Geschichten aufgenommen, verstanden und empfunden werden sollen. Das die Leser so verschieden sind, sind die auch die Reaktionen erstaunlich unterschiedlich.
Aber du …. You nailed it!
Jede Geschichte, exakt so wie von uns beabsichtigt
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