Umschlag 4 – Teil 1

Veröffentlicht 13. August 2015 von karimausi

Ich drehe den Umschlag in meiner Hand. Infernal Restraints steht in schwarzen Buchstaben gedruckt darauf. Infernal Restraints, das kann sehr gemein werden. Melli hatte ihn mir am 1. des Monats gegeben und nachdem ich ihn gelesen hatte, wieder weggenommen. Ich würde ihn bekommen, wenn der Tag der Ausführung gekommen wäre, denn es gäbe eine einmalige Besonderheit dabei.

Die Besonderheit bestand darin, dass Melli mir gerade den Umschlag in die Hand gedrückt hat und mir erklärte, dass ich nun die Chance hätte, „Nein“ zu sagen. Ich würde zwar nicht gesagt bekommen, was passiert, wenn ich „Ja“ sage, aber ich solle mir gewiss sein, dass das Erlebnis sehr schmerzhaft werden würde. Sie hätte es an sich ausprobiert und es wäre echt schlimm gewesen.

Das ist nicht das erste Mal, dass Melli Dinge zuerst an sich ausprobiert, bevor sie diese ihren Sklaven oder Sklavinnen (ja, es gab auch schon vor mir welche) „angetan“ hat. Ich schätze das sehr, wenn ein Dom oder eine Domme dies tut. Ich denke, die Erfahrung am eigenen Leib sensibilisiert den Dominanten und versetzt ihn oder sie in die Lage, zumindest den körperlichen Teil einer Aktion besser bewerten zu können.

Ich stehe also da, drehe den Umschlag in meinen Händen und mein Gehirn rast. Schmerzen – ich stehe eigentlich nicht so auf Schmerzen – es sei denn als Bestrafung. Das hier ist nun ganz klar keine. Sie lässt mir sogar die Wahl. Es muss also wirklich hart sein. Ich weiß nicht mal, ob es sie anmacht, was ein Grund wäre ja zu sagen. Es ist ja letztendlich meine „Wunschliste“ aus dem diese Aktion entstammt. Also eigentlich auch ein Grund ja zu sagen. Ich gehe in Gedanken alle Filmchen durch, die mir einfallen. Da sind schon welche dabei, bei denen garantiert Schmerzen im Vordergrund stehen. TENS, Nippelklammern oder gar so Vakuum-Sauger? Wachs? Bis auf die Sauger kenne ich ja schon alles. Tut weh, aber geht – ok, TENS geht auch übel… aber in welchem Clip war da ein TENS im Einsatz? Nummer 4 dreht sich weiter zwischen meinen Fingern. „Entscheidung jetzt“ kommt Melli’s Ansage. Ich weiß nicht, was ich antworten soll. „Kari!“. Ich schaue meine Herrin an, blicke tief in ihre Augen und ein „Ja“ kommt über meine Lippen. Sie hat es an sich ausprobiert, was sie aushalten kann, das kann ich auch – und irgendwo in meinen hintersten Gehirnwindungen höre ich eine ganz leise Stimme wispern „Und wenn nicht, dann kannst du immer noch alles abbrechen“. Bestimmt nicht – kontert mein Großhirn – das hast du noch nie bei Melli benötigt und so wird das auch bleiben. Aber das Wissen darum, dass ich es könnte, suggeriert doch ein gewisses Gefühl von Sicherheit.

Ich gebe den Umschlag meiner Herrin zurück. „Deine Wahl, sei dir aber sicher, ich werde die ganze Zeit bei dir bleiben und wenn du mich brauchst, bin ich für dich da.“ Das Grübeln, ob ich mich richtig entschieden hatte, weicht in Sekundenbruchteilen einem äußerst mulmigen Gefühl. Auf was habe ich mich da nur eingelassen? Melli drehte sich um und geht in Richtung Kellertreppe – ich folge ihr etwas unsicher ob dem Kommenden.

In unserem Spielraum angekommen, fängt sie direkt an, mir den Keuschheitsgürtel und die Eisen ab zu nehmen. Auf dem Boden kann ich eine Spreizstange, lederne Hand- und Fußmanschetten und einige lange Lederriemen, so wie die noch relativ neuen Fäustlinge liegen sehen. Vorbereitet ist also alles schon, nur, irgendwie ist das ein bisschen wenig, was da liegt. Kein Knebel, keine Spielsachen, einfach nur Fesselutensilien. Ich schaue mich genauer um. Ansonsten hängt und liegt alles da, wo es immer hängt und liegt. Das hat eigentlich nichts zu bedeuten, kann sie doch jedes Spielzeug innerhalb von Sekunden aus Schubladen ziehen oder es von der Wand nehmen. Aber wenn sie schon was bereit legt, damit ich es sehen kann, warum dann nicht alles? Ich werde einfach noch nicht schlau aus dem, was ich bisher an Informationen über die nächsten Minuten? Stunden? habe.
Während ich noch schaue, ist Melli bereits dabei, mir die Fäustlinge über die Hände zu ziehen. Ich empfinde das Tragen nach wie vor, auch wenn ich sie jetzt schon ein paar wenige Male an hatte, als ungewohnt und sehr einschränkend. Die Finger nicht richtig bewegen zu können, nimmt mir irgendwie eine Freiheit, die ich selbst in nahezu unbeweglichen Fesselpositionen immer noch hatte. Mit Fingern kann man Knoten lösen, Riemen aufmachen, Schlösser knacken… ok, normalerweise nicht, aber man könnte vielleicht, auch wenn sehr unwahrscheinlich, aber theoretisch… Die Finger nicht bewegen zu können, nichts greifen zu können, schließt selbst das Könnte in der Theorie aus.
Klickend schließen sich die Schlösser der Handgelenkmanschetten. Melli befiehlt mir, die Arme verschränkt auf die Brust zu nehmen und legt mir eine kurze Kette von hinten um den Hals, um an ihren Ende die Handfesseln zu befestigen. Sie fädelt einen der langen Lederriemen zwischen meinem Körper und den gekreuzten Armen hindurch und zieht ihn fest zu, fixiert meine Oberarme so seitlich an meinem Oberkörper. Ein Weiterer wird mir um Unterarme und Torso gelegt und ebenfalls eng zugezogen. Ich kann meine Arme nun gar nicht mehr bewegen, fühle mich wie ein zusammengezurrtes Päckchen.

Melli deutet mir an, mich hinzusetzen. Sie hilft mir, denn ohne Arme und Hände, ist das gar nicht so einfach. Lederne Fußfesseln umschließen meine Knöchel, eine Gänsehaut läuft meine Arme hinauf, über meinen Rücken hinunter, bis in meine Zehenspitzen. Wie ich es liebe. Die lange Spreizstange sorgt dafür, dass ich meine Beine nicht schließen kann und weit offen vor meiner Lady sitze. Magic Wand? Aber der tut ja nicht weh… Wenn ich doch nur wüsste… Doch das TENS. Muss es sein.
Meine Herrin streift mir von oben etwas über meinen Kopf und nur wenige Augenblicke später zieht sich ein Seil um meinen Hals zu. Ich bekomme kurz einen leichten Anflug von Panik. Ich gebe dem Zug nach oben nach und strecke mich, sitze absolut gerade. Gut, das ist neu, das hatten wir noch nicht. Eine Schlinge um meinen Hals, die mich zwingt in aufrechter Position zu verharren oder mir wird die Luft abgeschnitten. Ohne Melli an meiner Seite wäre das ein absolutes NoGo, etwas, was mich in Panik verfallen lassen würde, doch so… und dann ist die Panik doch da. Schlagartig und massiv. Die Informationen sind durch dieses Puzzleteil plötzlich ausreichend, um mir klar darüber zu werden, was hier gespielt wird. Ich kenne diese Position und ich kenne das Schreien der Protagonistin in dem Clip, der gerade vor meinem geistigen Auge anfängt abzulaufen. Das lange andauernde Schreien. Safeword? Vergiss es. Es hat keinen Einfluss auf das, was passieren wird. Mir wird klar, ich stehe wahrscheinlich vor dem härtesten Tunnelspiel meiner BDSM-Laufbahn.

21 Kommentare zu “Umschlag 4 – Teil 1

  • Uiuiuiui, was wird da wohl kommen? Einfallen würden mir da schon ein paar Dinge, als alter Insex Fan … *pfeif* Da bin ich mal sehr gespannt, was du erlebt hast.

    Aber bis Montag warten ist ja echt sadistisch, naja, in Wien soll es dann zumindest regnen und kühler sein, dann darf das Geschehen einen auch heiß machen. *ggg* Wäre ja nicht sooooo, das es bis jetzt schon mal wieder sehr verlockend klingen würde. *hab ich was gesagt* ^^

    Ich setze mich mal zur Romantikerin auf die Nadeln und warte auch auf den nächsten Teil.

    Liebe Grüße,
    Ruby

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    • Ruby, du kennst mich doch – Cliffhanger übers Wochenende mach ich sehr gerne! 😉

      Mal schauen, vielleicht finde ich ja auch morgen die Zeit zum Korrigieren und stelle den Beitrag morgen schon rein! 🙂
      Ich kann nur schon mal zum Inhalt von Teil 2 so viel vorab sagen: Bitte nicht zuhause nachmachen!!! Und wenn doch, ich hab euch gewarnt, also nicht heulend danach angelaufen kommen! *ggg*

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  • Wie schon Katho angemerkt hatte, könnte man wirklich meinen, in Dir schlummern auch sadistische Neigungen! 😉
    Trotzdem schon einmal vielen Dank für den ersten Teil Deines Erlebnisberichts. Ich muss nämlich gestehen, dass die kleine Wartezeit bis zu Teil 2 auch etwas Gutes hat. Zumindest in meinem Kopfkino ist der Vorhang hoch gegangen und ich sehe pausenlos mögliche Szenarien, wie Dein Abenteuer weiter gegangen sein könnte. 🙂
    Besonders fasziniert hat mich an Deinem Teil 1 übrigens wieder die Schilderung Deiner Beziehung zu Deiner Frau. Ich glaube, dass gerade dieses Vertrauen, ohne welches eine so innige Hingabe gar nicht möglich ist, das Wichtigste und Schönste an einer Beziehung ist.

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    • Das hat nichts mit Sadismus zu tun, viel mehr mit Spannung aufbauen! 🙂

      *g* Na dann überlege ich mal, ob ich dann nicht doch tatsächlich bis Montag warte… ich hab nämlich keine Kosten und Mühen gescheut und den 2. Teil heute morgen durchkorrigiert. Ich könnte ihn zwar jetzt direkt veröffentlichen, aber dann würde ich ja dein Kopfkino beenden… ob ich das machen kann???

      Für mich wäre ohne dieses Vertrauen das alles auch überhaupt nicht möglich.

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  • Ich überlege gerade, was ich an lobenden Worten sagen könnte, das nicht schon gesagt worden ist. Mir fällt nicht wirklich etwas ein.

    Ich bewundere deine Art, deine/eure Erlebnisse zu beschreiben! Mir ist es wie anderen gegangen, dass mir selbst, als unbeteiligtem Leser, an den Stellen mulmig geworden ist, an denen dir mulmig wurde. Ich kann die Panik und gleichzeitig die Aufregung spüren, die du im Moment deiner Erkenntnis hattest. Ich spüre sie körperlich!

    Gleichzeitig bin ich neugierig auf das, was kommt.

    Und wie Garond schon richtig schrieb, ist das alles eingebettet in das Bild einer funktionierenden und im Rahmen ihrer Spielregeln zutiefst harmonischen Beziehung. Ich glaube, wenn ich jemals in die Verlegenheit kommen sollte, jemanden davon überzeugen zu müssen, dass es bei BDSM nicht nur darum geht, jemand anderem möglichst richtig heftig weh zu tun, weil es eben Spaß macht, dann verweise ich ihn an dieses Blog.

    Danke fürs Aufschreiben!

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    • 😉 Danke lieber Mic für die lobenden Worte.
      Ich hoffe mal, dass du dann nicht das, was in Teil 2 kommt, körperlich spürst. Das würde ich dir nicht wünschen! 🙂

      Darum gehts ja auch nun wirklich nicht. Es geht ja darum, dass beide Spaß daran haben. Ich habe manchmal das Gefühl, dass das einer der Grundsätze ist, den nicht BDSMler oft nicht sehen.

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      • Da haftet der ganzen Szene, denke ich, immer noch zu sehr das Stigma an, das sich Teile von ihr aber auch nur zu bereitwillig selbst verpasst haben. Dieses ganze Leder, Peitsche, „du bist Dreck“-Ding, angefeuert und gleichzeitig persifliert durch „Ruf! Mich! An!“-Rhetorik.

        Spaß scheint da erst mal keinen Platz zu haben. Liebe schon mal überhaupt gar nicht. Ich finde das insofern schade, dass erst einmal unheimliche gedankliche und emotionale Sperren überwunden werden müssten, wenn man genau über solche Dinge reden will.

        Aber vielleicht hat insofern dieses ganze „Shades Of Grey“-Theater (von dem ich im Übrigen nicht viel mehr halte also von dem in meinem ersten Absatz genannten) ein Gutes, dass sich die beiden verschiedenen aus Vorurteilen zusammengesetzten Meinungen gegenseitig auf ein Normalmaß neutralisieren.

        Und noch einmal: Danke fürs Teilhaben lassen an euren Erlebnissen!

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